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29.09.2016

Wertvolles Gut in Hameln: Bürgerschaftliches Engagement im Bereich Flüchtlings- und Integrationshilfe

Vor gut einem Jahr, Anfang September 2015, trafen über tausend Geflüchtete aus unsicheren Herkunftsländern in Hameln ein und baten um Unterkunft und Hilfe. Dies löste bei den Hamelner Bürgerinnen und Bürgern eine große Welle der Hilfs-und Spendenbereitschaft aus. Viele Menschen engagieren sich seither und bis heute für die in Not geratenen Familien: Ein wertvolles und unverzichtbares Gut für unsere Stadt bzw. für die gesamte Gesellschaft!
 

Das Angebot und die Vernetzung in Hameln sind großartig!



Das Angebotsspektrum ist riesig und reicht von Sprachkursen über Alltagsbegleitung bis hin zu Näh-Café,Fahrrad-Reparatur, Kleiderbörsen und beruflicher Integration in alle Bereiche des Lebens. Um diese Vielfalt erfassen und strukturieren zu können, lud Oberbürgermeister Claudio Griese im September letzen Jahres zu dem ersten runden Tisch „Flüchtlingshilfe“ ein. Damit brachte er ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus dem Stadtgebiet Hameln zusammen und übergab dem „Referat für Familie und soziale Entwicklung“ der Stadt Hameln die Organisation. Im Oktober 2015 wurde daraufhin die „AG Flüchtlings- und Integrationshilfe“ gegründet, die sich bis heute regelmäßig alle zwei Monate im Eugen-Reintjes-Haus trifft. Aufgrund der großen Teilnehmerzahl und Themenvielfalt entschieden sich die Organisatoren im FiZ für ein Modell, welches neben der großen AG auch themenbezogene Untergruppen vorsieht. Seitdem finden sich einmal im Monat die Untergruppen „Sprache, Arbeit und Bildung“ sowie "Alltägliche Hilfen“  in der Osterstraße zusammen. Das Referat lädt jeweils zu den Terminen ein, regelt die Informationsweitergabe und fördert kontinuierlich die Vernetzung. Als Essenz aus den Arbeitstreffen der AGs hat das "Referat für Familie und soziale Entwicklung" eine umfangreiche Übersicht sämtlicher ehrenamtlicher Flüchtlingsangebote erstellt. Diese wird auf Grundlage der Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen jeweils einmal pro Monat aktualisiert und ist im FiZ- Service für jeden- ganz gleich ob Hilfesuchender oder Helfender- erhältlich. Auch telefonische Auskünfte sind zu den Öffnungszeiten des FiZ montags bis freitags von 10:00 bis 18:00 Uhr und samstags von 10:00 bis 13:00 Uhr unter der Telefonnummer 202-3456 möglich. Daneben wird das Eugen-Reintjes-Haus zudem aufgrund seiner guten Infrastruktur von einigen Einrichtungen als Geschäftsstelle genutzt. Es beherbergt u.a. seit Dezember 2015 die ACKH (Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Hameln). Beratungen werden zu festen Zeiten angeboten. Die ACKH ist montags von 15:00 bis 17:00 Uhr, mittwochs von 15:00 bis 17:00 Uhr und freitags von 10:00 bis 13:00 Uhr im FiZ erreichbar.
Neben dieser Möglichkeit sich zu informieren, bietet der Landkreis Hameln-Pyrmont in Kooperation mit dem FiZ der Stadt Hameln jeden Montag von 14:00 bis 16:00 Uhr im Eugen-Reintjes-Haus die offene Sprechstunde „Infozeit Integration“ an. Geflüchtete und deren Helferinnen und Helfer können sich dort bezüglich aller Fragen rund um das Thema: „Ankommen in Hameln“ beraten lassen.

Aktuell geht es um die Integration


Deutlich ist im vergangenen Jahr der Wandel der Arbeit geworden: Während die Tätigkeiten der Ehrenamtlichen sich Anfangs zu 100 % auf Krisen-Intervention und -Bewältigung bezogen, steht aktuell die Integrationsarbeit an oberster Stelle. Der gute Informationsaustausch unter den Ehrenamtlichen trägt nun bereits Früchte, was am Beispiel von Belal G. deutlich wird:
Herr G. trifft seine ehrenamtlichen Helfer gerne im Café International in der Reformierten Gemeinde. Dort herrscht stets ein buntes Treiben. Geflüchtete und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer treffen sich regelmäßig montags im Rahmen eines Angebotes der ACKH zwischen 15:30 und 17:30 Uhr dort, um nett miteinander zu plaudern, sich auszutauschen oder über Hilfsangebote zu sprechen. Eine angenehme, ungezwungene Atmosphäre, die auch der vor über einem Jahr aus Syrien geflüchtete 27-jährige Belal G. sehr zu schätzen weiß. „Hier treffe ich häufig die Menschen, die mir bei meinem Start in Hameln sehr geholfen haben.“
Gemeint sind neben vielen anderen Menschen das Ehepaar W. und auch das Ehepaar B. aus Hameln. Beide Familien engagieren sich ehrenamtlich in der Begleitung von Geflüchteten. „Frau W. hat mir die Grundlagen der deutschen Sprache beigebracht und ich habe dann später für sie als Teilnehmer in ihrem Sprachkurs, gedolmetscht“, berichtet Herr G.. „So konnte ich Frau W. auch etwas helfen. Und ihr Mann kümmerte sich zeitgleich darum, dass ich in einen Sportverein gehen und dort Volley-und Basketball trainieren darf. Herr und Frau W. sind wie Eltern für mich.“ Betreten guckt er zu Boden: „Meine Eltern leben ja noch in Syrien und ich weiß nicht, wie es dort weitergeht!“
Thema an diesem Nachmittag ist unter anderem seine berufliche Perspektive. Belal G. kennt sein Ziel genau und ist fest entschlossen! Nachdem er in Syrien sein Studium  Maschinenbau nicht beenden konnte, möchte er dies unbedingt an einer deutschen Fachhochschule nachholen. „Am liebsten würde ich ein duales Studium machen. Herr B. unterstützt mich dabei sehr und sucht mit mir nach möglichen Praktikumsbetrieben. Er begleitet mich dorthin und hilft mir bei den Bewerbungsverfahren.“ Im Gespräch erzählen Herr und Frau B., dass sie über ihre ehrenamtliche Tätigkeit als Lesepaten vom Rotary-Club in der Papenschule zu ihrer jetzigen Aufgabe, der Begleitung von Geflüchteten, gekommen seien. Seit sechs Wochen treffen sie sich regelmäßig mit Herrn G. „Der Kontakt zu Belal ist für uns eine große Bereicherung. Er ist unser Freund!“ Herr G. nickt unterstützend und betont: „Ich bin allen Deutschen, die mich hier so gut unterstützt und nett willkommen geheißen haben, sehr dankbar. Es ist schon schwer hier!“
Aber: Sein Traum, das Studium fortzusetzen, ist mittlerweile in Erfüllung gegangen! Was für ein toller Erfolg!





Gefördert von der Eugen Reintjes Stiftung