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16.03.2016

„Achtung! -Es folgt Ihr Gehirnscan, bitte ruhig sitzen bleiben!“

Eine neue Fotoausstellung zum Thema „Vorurteile“ ist ab sofort im FiZ zu sehen! Seit letztem Dienstag dürfen sich interessierte Besucher die Fotoausstellung mit dem Titel „Blicke zwischen Ort und Raum -eine fotografische Synthese jugendlichen Spacings“ ansehen. Am Dienstag wurde die Ausstellung im Rahmen von "Kunst im Treppenhaus" mit einer Performance, die sich mit gefakten Hirnscans beschäftigte, in unterhaltsamer Form eröffnet. Die Studierenden an der Hochschule für angewandte Kunst und Wissenschaft in Hildesheim, die sich zwei Semester mit dem Thema "Vorurteile" auseinandersetzten, übten diese szenische Darstellung zum Thema ein und zeigen nun als weiteres Ergebnis ihrer Arbeit Bilder von Szenen,Orten und Menschen im Regenbogen. Zu besichtigen ist die Ausstellung jeweils zu den gewohnten Öffnungszeiten im FiZ.
 
Am letzten Dienstag ging es im FiZ höchst wissenschaftlich zu. Studierende der Hochschule für angewandte Kunst und Wissenschaft Hildesheim in den Rollen als Prof. Jasamann, Dr. Staten und Jenn Vision präsentierten den geladenen Gästen im Rahmen ihrer Vernissage ein neurowissenschaftliches Experiment .Mit Hilfe eines rosafarbenen antiquierten Haartrockners, der zum hochmodernen Hirn-Scanner umfunktioniert wurde, „überprüften“ die selbst ernannten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen die Gehirne einiger Gäste auf Vorurteile gegenüber der Jugend. Mit viel schauspielerischem Talent kommentierten die Studierenden in ihren entsprechenden Rollen die vermeintlich unfehlbaren Ergebnisse. Neben Probanden, die durchschnittlich bis extrem viel Verständnis und Empathie für die Jugendlichen anhand von entsprechend aktiven Hirnregionen vorweisen konnten, stellten sie bei einer anderen Testperson mit großem Erschrecken und viel Verwunderung das komplette Gegenteil fest. So zeigte dieses Gehirn bzgl. der Akzeptanz der jungen Generation keinerlei Aktivität. Erstaunlicherweise handelte es sich in diesem Fall um einen Probanden, der täglich mit Jugendlichen zusammenarbeitet. Die Ergebnisse dieses Experimentes wurden mit diesem Ergebnis selber in Frage gestellt und daraufhin insgeheim selber von den Versuchsleitern angezweifelt.
Diese Performance, die im Ursprung von Benjamin Patterson stammt, war der Einstieg in die offizielle Eröffnungs-Feier der Fotoausstellung mit dem Titel: „Blicke zwischen Ort und Raum -eine fotografische Synthese jugendlichen Spacings“ Damit sollte den Gästen gleich zu Beginn vor Augen geführt werden, dass niemand frei von Vorurteilen ist. Die szenische Darstellung war gespickt mit vorgefertigten Meinungen bzw. Glaubenssätzen und bediente viele vorgeprägte Denkmuster des Publikums. Ein amerikanischer Slang des Doktors sollte z.B. deutlich machen, dass jemand allein aufgrund seiner geografischen Herkunft bereits als besonders kompetent und seriös eingestuft wird. Zudem spielte es eine große Rolle, wie überzeugend die Ergebnisse von den vermeintlichen Wissenschaftlern präsentiert wurden damit selbst dieses offensichtlich unsinnige Experiment glaubhafte Ergebnisse zu Tage bringt.
Da viele Menschen der Auffassung sind, dass es für fast jedes „Problem“ ein Heilmittel gäbe, konnten die drei Wissenschaftler dem Probanden ohne Empathie für die Jugend direkt ein Heilwasser mitgeben. Dieses sollte allen Besuchern noch einmal verdeutlichen, dass Vorurteile ein weit verbreitetes Problem sind. Es gibt jedoch in der Realität kein Medikament, welches Vorurteile bekämpft. Dieser Prozess erfordert eigene Reflektion und Bewusstmachung.
Das verantwortliche Studien-Seminar an der Fachhochschule beschäftigte sich zwei Semester mit dem Kernthema „Vorurteile“ und stellt mit der aktuellen Fotoausstellung, die ab sofort im FiZ zu sehen ist, ihre Ergebnisse dar. Anhand des städtischen Jugendzentrums Regenbogen zeigen die Studierenden Jugendliche, Situationen, Orte und Gegenstände aus dem Kultur-und Bildungshaus Regenbogen. Der Leiter des Jugendzentrums, Patrick Viktor, bedankte sich im Rahmen der Vernissage für die tolle Kooperation mit den Studierenden und die entstandenen Bilder. Er bedauerte es jedoch sehr, aus datenschutzrechtlichen Gründen nur kleine Teile der Ausstellung öffentlich gezeigt werden dürfen. Für viele Bilder mit Jugendlichen erhielten die Verantwortlichen leider keine Genehmigung zur öffentlichen Präsentation. Der leitende Dozent des Seminars, Björn Sedlack, ging in seiner Ansprache besonders auf die Hintergründe von Vorurteilen ein. So tragen Ort und Sprache sehr zur Beurteilung von Gesprächsinhalten bei.

Gefördert von der Eugen Reintjes Stiftung